Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und geänderter Erziehung sind, vergißt, daß die Umstände eben von den Menschen verändert werden und daß der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie kommt daher mit Notwendigkeit dahin, die Gesellschaft in zwei Teile zu sondern, von denen der eine über der Gesellschaft erhaben ist.
Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden.

Klaus Winter: E. Mandels „Marxistische Wirtschaftstheorie“

An dieser Stelle veröffentlichen wir die ersten beiden Teile von Klaus Winters1)Um Missverständnisse zu vermeiden: Klaus Winter ist an dieser Neuveröffentlichung und auch an assoziation.info nicht beteiligt. Artikelserie E. Mandels „Marxistische Wirtschaftstheorie“, erschienen 1988 in „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) Nummer 44. und 46, als re-digitalisierte PDF- Version. Teil 3 aus AzD Nummer 48 ist ebenfalls verlinkt, hierbei handelt es sich um eine gescannte Version, die die ‚Trend onlinezeitung‘ veröffentlicht hat. Es sei auch noch auf weitere sehr interessante Texte Winters zur Krisentheorie von Marx verwiesen, die ebenfalls bei Trend neu veröffentlicht wurden. Einfach untenstehendem Link folgen.

Klaus Winter behandelt Mandels Ansichten bzgl. grundlegender Fragen zur Entstehung und Funktionsweise der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer Grundlage, abstrakter Arbeit und Wert. Nicht als Einstieg aber als lesenswerte Ergänzung zur Lektüre von Marx Kapital lohnt sich der Text, auch, wenn man nicht primär an den Schriften Mandels interessiert ist. Der zweite Teil geht darüber hinaus auf die unter (nicht nur leninistischen) Linken weit verbreitete Theorie des monopolistischen Kapitalismus ein. Ausführlicher hat das Klaus Winter übrigens in seinem Aufsatz „Monopolkapitalismus und Finanzkapital“ getan.

Der dritte Teil geht auf philosophisch-weltanschauliche Grundlagen Mandels ein, deren Qeullen bei Max Scheller und Arnold Gehlen liegen und als deren Resultat eine ’sozialistische Gesellschaft‘ quasi als Verwirklichung der wahren allgemeinen menschlichen Natur steht oder die zumindest auf diese Verwirklichung in der ‚Überwindung der Arbeit‘ hinarbeitet. Mandels Zukunftsvorstellungen werden dabei in Zusammenhang mit den in Teil eins behandelten überhistorischen Betrachtungen der Arbeit und des Wertes gebracht. In der Kritik an Mandels Auffassungen gibt Winter eine Zusammenfassung über Marx Ansichten einer ’sozialistischen Produktionsweise‘ wieder (Marx selber spricht vom ‚Verein freier Menschen‘ bzw. von zwei Phasen der kommunistischen Gesellschaft). Winter bezieht sich dabei auf ‚Das Kapital‘ und die ‚Kritik des Gothaer Programmentwurfs‘.

„Ernest Mandel, führender Theoretiker der IV. Internationale, hat seine politökonomischen Auffassungen in systematischer Form vor allem in zwei umfangreichen Publikationen niedergelegt, der „Marxistischen Wirtschaftstheorie“, die 1962 in Paris, 1968 in deutscher Übersetzung erschien, und in dem 1972 erschienenen Buch „Der Spätkapitalismus“, mit dem er das Thema des 14. Kapitels der „Marxistischen Wirtschaftstheorie“ weiterführte.Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit einigen Grundanschauungen, die Mandel in der  erstgenannten Arbeit vorstellt. In einer Fortsetzung soll Mandels Auffassung konkreterer Formen und Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise untersucht werden. Ein dritter Teil wird auf seine philosophischen Anschauungen und seine Methode eingehen.“ (Klaus Winter)

philip & micha

References
1 Um Missverständnisse zu vermeiden: Klaus Winter ist an dieser Neuveröffentlichung und auch an assoziation.info nicht beteiligt.

assoziation.info August '19