Weg mit dem Geld!
Im Zusammenhang mit der Krise des Geldmarktes 2007/2008 und der Staatsschuldenkrisen in Europa und den USA hat sich im offiziellen deutschen Blätterwald eine Diskussion über die Zukunft `unseres Geldes´ entwickelt, die im wesentlichen in zwei Richtungen geht. Einmal wird einer inflationären Geldentwertung das Wort geredet und die Möglichkeit der Rückkehr des Goldes als dem eigentlichen Geld diskutiert. Darüber hinaus wird wegen der Staatsschuldenkrise in Griechenland und anderen südeuropäischen Eurostaaten die Zukunft des Euros in Frage gestellt. Wobei hier in Deutschland zwei Szenarien debattiert werden: Zum einen die Rückkehr zur `guten alten´ D-Mark und zum anderen die Möglichkeit eines sogenannten `Kern-Euros´ ohne die südeuropäischen Nationen.
Dollar oder Gold, Euro oder D-Mark – diese Debatte innerhalb der bürgerlichen Kreise um verschiedene nationale oder übernationale Formen des Geldes, wirft auf der anderen Seite die Frage nach dem Wesen des Geldes auf und inwiefern es überhaupt notwendig ist oder abgeschafft werden kann und muss.
I. Was ist Geld?
In der bürgerlichen Gesellschaft ist die Produktion Warenproduktion, Produktion selbständiger Privatproduzenten für den Markt. Die Bestimmung des Produkts im Tauschwert bringt es also notwendig mit sich, dass der Tauschwert eine vom Produkt getrennte, losgelöste Existenz erhält. Der von den Waren selbst losgelöste und selbst als eine Ware neben ihnen, existierende Tauschwert ist – Geld. Alle Eigenschaften der Ware als Tauschwert erscheinen als ein von ihr verschiedener Gegenstand, eine von ihrer natürlichen Existenzform losgelöste soziale Existenzform im Geld.
Die wechselseitige und allseitige Abhängigkeit der gegeneinander gleichgültigen Individuen bildet ihren gesellschaftlichen Zusammenhang. Dieser gesellschaftliche Zusammenhang ist ausgedrückt im Tauschwert, worin für jedes Individuum seine eigne Tätigkeit oder sein Produkt erst eine Tätigkeit und ein Produkt für es wird; es muss ein allgemeines Produkt produzieren – den Tauschwert oder, diesen für sich isoliert, individualisiert, Geld. Andererseits die Macht, die jedes Individuum über die Tätigkeit der anderen oder über die gesellschaftlichen Reichtümer ausübt, besteht in ihm als dem Eigner von Tauschwerten, von Geld. Es trägt seine gesellschaftliche Macht, wie seinen Zusammenhang mit der Gesellschaft in der Tasche mit sich.
Das Geld repräsentiert den allgemeinen gesellschaftlichen Zusammenhang. Es ist das Medium indem sich die gesellschaftlichen Beziehungen der gegeneinander gleichgültigen Individuen manifestieren. Das Geld ist die Arbeitszeit als allgemeiner Gegenstand oder die Vergegenständlichung der allgemeinen Arbeitszeit, die Arbeitszeit als allgemeine Ware.
Die elementare Voraussetzung der bürgerlichen Gesellschaft ist, dass die Arbeit unmittelbar den Tauschwert produziert, also Geld; und dass dann ebenso Geld unmittelbar die Arbeit kauft, den Arbeiter daher nur, sofern er selbst seine Tätigkeit im Austausch veräussert. Lohnarbeit nach der ersten Seite, Kapital nach der zweiten sind also nur andere Formen des entwickelten Tauschwerts und des Geldes als seiner Inkarnation.
Das Geld ist damit unmittelbar zugleich das reale Gemeinwesen, insofern es die allgemeine Substanz des Bestehens für alle ist und zugleich das gemeinschaftliche Produkt aller. Alle wesentlichen Beziehungen der bürgerlichen Gesellschaft sind Geldbeziehungen. Auf ihnen beruht der ganze gesellschaftliche, auf dem Kapitalverhältnis beruhende, Produktions- und Reproduktionsprozess.
II. Die Notwendigkeit der doppelten Darstellung des Wertes
a) Ware und Geld
Das einfache Faktum, dass die Ware doppelt existiert, einmal als bestimmtes Produkt, das seinen Tauschwert in seiner gesellschaftlichen Daseinsform ideell enthält (latent enthält), und dann als manifestierter Tauschwert (Geld), der wieder allen Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Daseinsform des Produkts abgestreift hat, diese doppelte verschiedene Existenz muss zum Unterschied, der Unterschied zum Gegensatz und Widerspruch fortgehen. Derselbe Widerspruch zwischen der besonderen Natur der Ware als Produkt und ihrer allgemeinen Natur als Tauschwert, der die Notwendigkeit erzeugte, sie doppelt zu setzen, einmal als diese bestimmte Ware, das andere Mal als Geld, der Widerspruch zwischen ihren besonderen Eigenschaften als Produkt und ihren allgemeinen gesellschaftlichen Eigenschaften enthält von vornherein die Möglichkeit, dass diese beiden getrennten Existenzformen der Ware nicht gegeneinander konvertibel sind.
Der Übergang aus dem einfachen Tauschwert und seiner Zirkulation in das Kapital kann auch so ausgedrückt werden: In der Zirkulation erscheint der Tauschwert doppelt: einmal als Ware, das andere Mal als Geld. Wenn er in der einen Bestimmung ist, ist er nicht in der anderen. Dies gilt für jede besondere Ware. Aber das Ganze der Zirkulation an sich betrachtet liegt darin, dass derselbe Tauschwert, der Tauschwert als Subjekt, sich einmal als Ware, das andere Mal als Geld setzt und eben die Bewegung ist, sich in dieser doppelten Bestimmung zu setzen und sich in jeder derselben als ihr Gegenteil, in der Ware als Geld und im Geld als Ware zu erhalten. Dies, was an sich in der einfachen Zirkulation vorhanden ist, ist aber nicht an ihr gesetzt. Der als Einheit von Ware und Geld gesetzte Tauschwert ist das Kapital, und dies Setzen selbst erscheint als die Zirkulation des Kapitals.
b) Das Realisationsproblem
Die Schöpfung von absolutem Mehrwert durch das Kapital – mehr vergegenständlichte Arbeit – hat zur Bedingung, dass sich der Zirkel der Zirkulation erweitert, und zwar beständig erweitert. Der an einem Punkt geschaffene Mehrwert erheischt die Schöpfung des Mehrwerts an einem anderen Punkt, gegen den er sich austausche; wenn auch nur zunächst Produktion von mehr Gold und Silber, mehr Geld, so dass, wenn der Mehrwert nicht unmittelbar wieder zu Kapital werden kann, er in der Form des Geldes als Möglichkeit von neuem Kapital existiert. Eine Bedingung der auf dem Kapital basierten Produktion ist daher die Produktion eines stets erweiterten Zirkels der Zirkulation, sei es, dass der Kreis direkt erweitert wird oder dass mehr Punkte in demselben als Produktionspunkte (Punkte an denen Kapital produziert wird) geschaffen werden.
Andererseits, die Produktion von relativem Surpluswert, die auf Vermehrung und Entwicklung der Produktivkräfte gegründete Produktion von Surpluswert, erheischt Produktion neuer Konsumtion; dass sich der konsumtive Zirkel innerhalb der Zirkulation ebenso erweitert wie vorhin der produktive Zirkel.
Erstens: Quantitative Erweiterung der bestehenden Konsumtion;
zweitens: Schaffen neuer Bedürfnisse dadurch, dass vorhandene in einem größeren Kreis propagiert werden;
drittens: Produktion neuer Bedürfnisse und Entdeckung und Schöpfung neuer Gebrauchswerte.
Hier zeigt sich, dass das Kapital im allgemeinen nur existieren kann als Kapital der Viele. Das einen Neuwert, Mehrwert, setzende Kapital kann sich bei Äquivalententausch, Austausch von Wert gegen Wert, nur realisieren, wenn als Gegenpol ein anderes Kapital (oder andere Kapitale) existiert. Nur so kann auf dem Boden des Wertgesetzes, Ausgleich gleicher Werte, Äquivalente, der geschaffene Neuwert realisiert werden.
Das Kapital im allgemeinen im Unterschied von den besonderen reellen Kapitalien ist selbst eine reelle Existenz. Es ist dies von der gewöhnlichen Ökonomie anerkannt, wenn auch nicht verstanden; und bildet ein sehr wichtiges Moment für ihre Lehre von den Ausgleichungen.
Das Kapital in dieser allgemeinen Form, obgleich einzelnen Kapitalisten gehörig, in seiner elementarischen Form als Kapital, das sich in den Banken akkumuliert oder durch sie distribuiert wird und sich so verteilt im Verhältnis zu den Bedürfnissen der Produktion.
Es bildet ebenso durch Anleihen einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Nationen. Ist es daher ein Gesetz des Kapitals im allgemeinen, dass, um sich zu verwerten, es sich doppelt setzen muss und sich in dieser doppelten Form doppelt verwerten muss, so wird das Kapital einer besonderen Nation, die im Gegensatz zu einer anderen par excellence Kapital repräsentiert, sich ausleihen müssen an eine dritte Nation, um sich verwerten zu können. Das Doppeltsetzen, sich auf sich selbst als fremdes beziehen, wird in diesem Fall verdammt real.
Also etwa Deutschland hat nicht überproduziert, sondern Griechenland hat unterproduziert. Hätte Griechenland
1. Kapital genug, um das deutsche Kapital zu ersetzen, was nach Griechenland in der Form von Waren exportiert worden ist;
2. dies sein Kapital so angelegt, dass es die eigentümlichen Artikel produzierte, welche das deutsche Kapital bedarf, teils um sich selbst, teils die aus ihm fließende Revenue zu ersetzen, so fände keine Überproduktion statt.
Also existierte nicht das Faktum der wirklichen – mit Relation auf die wirkliche Produktion in Griechenland – existierenden Überproduktion in Deutschland, sondern nur das Faktum der imaginären Unterproduktion in Griechenland, imaginär, weil sie ein Kapital dort voraussetzt und eine Entwicklung der Produktivkraft, die dort nicht existiert, und weil sie zweitens die gleiche utopische Voraussetzung macht, dass dies nicht existierende Kapital gerade so verwandt worden ist, wie es nötig wäre, damit deutsches Angebot und griechische Nachfrage, ihre jeweilige Produktion sich gegenseitig ergänzten.
Diese Ausgleichung, gegenseitige Ergänzung, wird über den Kredit vermittelt. Der Kredit spielt hier zwischen Nationen eine ähnliche Rolle, wie bei der Ausgleichung der Profitraten zwischen den Produktionssphären innerhalb einer Nation. Das ganze Kreditwesen, und der damit zusammenhängende Überhandel, Überspekulation. beruht auf der Notwendigkeit, die Schranke der Zirkulation und der Austauschsphäre zu erweitern und überspringen. Kolossaler, klassischer erscheint dies im Verhältnis von Nationen als im Verhältnis von Individuen. So etwa die entwickeltere Nation gezwungen, fremden Nationen zu leihen, um sie zu ihren Käufern zu haben. Im Grunde tauscht der Kapitalist der entwickelteren Nation mit dem produktiven Kapital seiner Nation doppelt aus:
1 als er selbst,
2. als Grieche oder unter welcher anderen Form er sein Geld placiert hat.
So waren etwa die auf Kredit finanzierten `üppigen´ griechischen Renten solange gut genug, als sie Warenkapital aus Deutschland, welches sich in Griechenland um trieb, realisierten.
III. Geld und Kapital oder die Selbstbewegung des Werts
Bekanntlich geht es in der bürgerlichen Gesellschaft nicht einfach nur um `unser´ Geld, sondern vielmehr um Geld als Kapital, um Geld als sich verwertender Wert. Dass das Geld die erste Form ist, worin der Tauschwert zu der Bestimmung des Kapitals fortgeht, und dass daher die erste Erscheinungsform des Kapitals mit dem Kapital selbst verwechselt wird oder als die einzig adäquate Form desselben betrachtet wird, ist eine historische Tatsache, die, so weit entfernt unsrer Entwicklung zu widersprechen, sie vielmehr bestätigt. Die erste Bestimmung des Kapitals ist die: dass der aus der Zirkulation herstammende und sie daher voraussetzende Tauschwert sich in ihr und durch sie erhält; sich nicht verliert, indem er in sie eingeht; sie nicht als die Bewegung seines Verschwindens, sondern vielmehr als die Bewegung seines wirklichen Sichsetzens als Tauschwert, die Realisierung seiner als Tauschwerts ist.
Im Kapital erst ist der Tauschwert als Tauschwert gesetzt, dadurch, dass er sich in der Zirkulation erhält, also weder substanzlos wird, sondern sich in stets anderen Substanzen, einer Totalität derselben verwirklicht; noch seine Formbestimmung verliert, sondern in jeder der verschiednen Substanzen seine Identität mit sich selbst erhält. Er bleibt also immer Geld und immer Ware. Er ist in jedem Moment beides der in der Zirkulation das eine in das andere verschwindenden Momente. Er ist dies aber nur, indem er selbst ein stets sich erneuernder Kreislauf von Austauschen ist.
Die Unvergänglichkeit, die das Geld erstrebte, indem es sich negativ gegen die Zirkulation setzte, sich ihr entzog, erreicht das Kapital, indem es sich gerade dadurch erhält, dass es sich der Zirkulation preisgibt. Das Kapital als der der Zirkulation vorausgesetzte oder die Zirkulation voraussetzende und sich in ihr erhaltende Tauschwert ist nicht nur in jedem Moment in vorgestellter Weise jedes der beiden in der einfachen Zirkulation enthaltenen Momente, sondern es nimmt abwechselnd die Form des einen und des anderen an, aber nicht mehr so, dass es wie in der einfachen Zirkulation nur aus dem einen in das andere übergeht, sondern in jeder der Bestimmungen zugleich Beziehung auf die entgegengesetzte ist, sie ideell in sich enthält. Das Kapital wird abwechselnd Ware und Geld; aber
1. ist es selbst der Wechsel dieser beiden Bestimmungen;
2. es wird Ware; aber nicht diese oder jene Ware, sondern eine Totalität von Waren.
Das Geld, soweit es jetzt schon an sich als Kapital existiert, ist daher einfach Anweisung auf zukünftige (neue) Arbeit. Gegenständlich existiert es nur als Geld. Der Surpluswert, der Zuwachs der vergegenständlichten Arbeit, soweit er für sich existiert, ist Geld; aber das Geld ist jetzt an sich schon Kapital; als solches Anweisung auf neue Arbeit. Hier tritt das Kapital schon nicht mehr nur in Verhältnis zur vorhandenen Arbeit; sondern zu zukünftiger. Es erscheint auch nicht mehr aufgelöst in seine einfachen Elemente im Produktionsprozess, sondern in das als Geld; aber nicht mehr als Geld, das bloss die abstrakte Form des allgemeinen Reichtums, sondern Anweisung auf die reale Möglichkeit des allgemeinen Reichtums – das Arbeitsvermögen, und zwar das werdende Arbeitsvermögen ist. Als solche Anweisung ist seine materielle Existenz als Geld gleichgültig und kann durch jeden Titel ersetzt werden. So gut wie der Staatsgläubiger besitzt jeder Kapitalist in seinem neuerworbnen Wert Anweisung auf zukünftige Arbeit und hat sich durch die Aneignung der gegenwärtigen zugleich schon die zukünftige angeeignet.
Seine Aufhäufung in der Form des Geldes ist keineswegs daher materielle Aufhäufung der materiellen Bedingungen der Arbeit. Sondern Aufhäufung der Eigentumstitel auf Arbeit. Setzen zukünftiger Arbeit als Lohnarbeit, als Gebrauchswert des Kapitals. Für den neugeschaffenen Wert kein Äquivalent vorhanden; seine Möglichkeit nur in neuer Arbeit. Das spekulative Moment liegt schon im Begriff des Kapitals selbst, da dies Setzen zukünftiger Arbeit nur der Möglichkeit nach existiert. Dieses Moment ist keine spezifische Eigenschaft des Geldkapitals, zinstragenden Kapitals im Unterschied zum produktiven Kapital, sondern ein Moment des Begriffs des Kapitals und tritt nur in einer seiner Erscheinungsformen deutlicher zu Tage als in der anderen.
In den Anweisungen und Eigentumstiteln auf zukünftige Arbeit ist schon die Tendenz des Werts angelegt, sich unabhängig und gegensätzlich zur Produktion, also auch zur Produktion seiner selbst, zu verhalten und zu bewegen.
Diese Anweisungen und Eigentumstitel auf zukünftige Arbeit entwickeln sich, mit der auf dem Kapitalverhältnis gegründeten Produktionsweise, gesetzmässig aus den Bewegungsformen des Kapitals. Sie bilden in ihrer Gesamtheit den Geldmarkt. Auf dem Geldmarkt ist das Kapital selbst Ware, dessen Preis (Zins) durch Angebot und Nachfrage reguliert wird. Der Geldmarkt reguliert nicht nur die Verteilung des gesellschaftlichen Kapitals auf die einzelnen Produktionssphären; hier reguliert sich auch was Unternehmen, Banken und selbst die Staaten selbst Wert sind. Auf dem Geldmarkt wird alles zur Ware und damit der Bewegung des Werts, dem Wertgesetz unterworfen, dass die Verteilung der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit als Zwangsgesetz reguliert.
IV. Arbeitszeit und Geld
Der Satz von Adam Smith, dass der Arbeiter neben seiner besonderen Ware eine allgemeine Ware produzieren muss, in anderen Worten, dass er einem Teil seiner Produkte die Form des Geldes geben muss, überhaupt seiner Ware, soweit sie nicht als Gebrauchswert für ihn, sondern als Tauschwert dienen soll – heisst, subjektiv ausgedrückt, weiter nichts, als dass seine besondere Arbeitszeit nicht unmittelbar gegen jede andere besondere Arbeitszeit ausgetauscht werden kann, sondern dass diese ihre allgemeine Austauschbarkeit erst vermittelt werden, dass sie eine gegenständliche, von ihr selbst verschiedene Form annehmen muss, um diese allgemeine Austauschbarkeit zu erlangen.
Die Arbeit des einzelnen, im Akt der Produktion selbst betrachtet, ist das Geld, womit er unmittelbar das Produkt, den Gegenstand seiner besonderen Tätigkeit, kauft; aber es ist ein besonderes Geld, das eben nur dies bestimmte Produkt kauft. Um unmittelbar das allgemeine Geld zu sein, müsste sie von vornherein nicht besondere Arbeit, sondern allgemeine sein; von vornherein als Glied der allgemeinen Produktion gesetzt sein. In dieser Voraussetzung aber würde nicht erst der Austausch ihr den allgemeinen Charakter geben, sondern ihr vorausgesetzter gemeinschaftlicher Charakter würde die Teilnahme an den Produkten bestimmen. Der gemeinschaftliche Charakter der Produktion würde von vornherein das Produkt zu einem gemeinschaftlichen, allgemeinen machen. Der ursprünglich in der Produktion stattfindende Austausch – der kein Austausch von Tauschwerten wäre, sondern von Tätigkeiten, die durch gemeinschaftliche Bedürfnisse bestimmt wären, durch gemeinschaftliche Zwecke – würde von vornherein die Teilnahme des einzelnen an der gemeinschaftlichen Produktenwelt einschließen. Auf der Grundlage der Tauschwerte wird die Arbeit erst durch den Austausch als allgemein gesetzt. Auf dieser Grundlage wäre sie als solche gesetzt vor dem Austausch; der Austausch der Produkte wäre überhaupt nicht das Medium, wodurch die Teilnahme des einzelnen an der allgemeinen Produktion vermittelt würde. Vermittlung muss natürlich stattfinden.
Im ersteren Fall, der von der selbständigen Produktion der einzelnen ausgeht – sosehr diese selbständigen Produktionen durch ihre Beziehungen zueinander sich im Nachhinein bestimmen, modifizieren –, findet die Vermittlung statt durch den Austausch der Waren, den Tauschwert, das Geld, die alle Ausdrücke eines und desselben Verhältnisses sind. Im zweiten Fall ist die Voraussetzung selbst vermittelt; eine gemeinschaftliche Produktion, die Gemeinschaftlichkeit als Grundlage der Produktion, ist vorausgesetzt. Die Arbeit des einzelnen ist von vornherein als gesellschaftliche Arbeit gesetzt. Welches daher auch immer die besondere materielle Gestalt des Produkts sei, das er schafft oder schaffen hilft, was er mit seiner Arbeit gekauft hat, ist nicht ein bestimmtes besonderes Produkt, sondern ein bestimmter Anteil an der gemeinschaftlichen Produktion. Er hat darum auch kein besonderes Produkt auszutauschen. Sein Produkt ist kein Tauschwert. Das Produkt hat nicht erst in eine besondere Form umgesetzt zu werden, um einen allgemeinen Charakter für den einzelnen zu erhalten.
Statt einer Teilung der Arbeit, die in dem Austausch von Tauschwerten sich notwendig erzeugt, fände eine Organisation der Arbeit statt, die den Anteil des einzelnen an der gemeinschaftlichen Konsumtion zur Folge hat. In dem ersten Fall wird der gesellschaftliche Charakter der Produktion erst durch die Erhebung der Produkte zu Tauschwerten und den Tausch dieser Tauschwerte im Nachhinein gesetzt. Im zweiten Fall ist der gesellschaftliche Charakter der Produktion vorausgesetzt, und die Teilnahme an der Produktenwelt, an der Konsumtion, ist nicht durch den Austausch voneinander unabhängiger Arbeiten oder Arbeitsprodukte vermittelt. Er ist vermittelt durch die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, innerhalb deren das Individuum tätig ist.
Die Arbeit des einzelnen also unmittelbar zum Geld machen wollen (auch sein Produkt), zum realisierten Tauschwert, heisst, sie unmittelbar als allgemeine Arbeit bestimmen, eben die Bedingungen negieren, unter denen sie zu Geld und Tauschwerten gemacht werden muss und vom Privataustausch abhängt. Die Forderung kann bloss befriedigt werden unter Bedingungen, worin sie nicht mehr gestellt werden kann. Die Arbeit auf Grundlage der Tauschwerte setzt eben voraus, dass weder die Arbeit des einzelnen noch sein Produkt unmittelbar allgemein ist; dass es diese Form erst durch eine gegenständliche Vermittlung erlangt, durch ein von ihm verschiedenes Geld.
Gemeinschaftliche Produktion vorausgesetzt, bleibt die Zeitbestimmung natürlich wesentlich. Ökonomie der Zeit, darin löst sich schließlich alle Ökonomie auf. Ebenso muß die Gesellschaft ihre Zeit zweckmäßig einteilen, um eine ihren Gesamtbedürfnissen gemäße Produktion zu erzielen; wie der einzelne seine Zeit richtig einteilen muss, um sich Kenntnisse in angemessenen Proportionen zu erwerben oder um den verschiedenen Anforderungen an seine Tätigkeit Genüge zu leisten. Ökonomie der Zeit sowohl wie planmäßige Verteilung der Arbeitszeit auf die verschiedenen Zweige der Produktion bleibt also erstes ökonomisches Gesetz auf Grundlage der gemeinschaftlichen Produktion. Es wird sogar in viel höherem Grade Gesetz.
Dies ist jedoch wesentlich verschieden vom Messen der Tauschwerte (Arbeiten oder Arbeitsprodukte) durch die Arbeitszeit. Hier wird die Arbeitszeit durch das Geld gemessen und erst im Austausch mit dem Geld erweisst es sich, ob und in welchen Umfang die privat geleistete Arbeitszeit gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit repräsentiert.
Bei gesellschaftlicher Produktion ist vorausgesetzt in welcher durchschnittlichen Arbeitszeit ein Produkt hergestellt werden kann und muss. Die entwickelten Wert- und Preisbestimmungen schaffen die Möglichkeit dazu. Das Geld in seiner Funktion als Rechengeld in den Preislisten gibt die Grundlage für solche Berechnungen. Die geleistete Arbeitszeit, abzüglich der für die gesellschaftlichen Fonds, bestimmt dann den Anteil des Individuums am Konsumtionsvorrat der Gesellschaft.
Es ist Grundlage der kapitalistischen Produktion, dass das Geld als selbständige Form des Werts der Ware gegenübertritt oder dass der Tauschwert selbständige Form im Geld erhalten muss, und dies ist nur möglich, indem eine bestimmte Ware das Material wird, in deren Wert sich alle anderen Waren messen, dass sie eben dadurch die allgemeine Ware, die Ware par excellence im Gegensatz zu allen anderen Waren wird. Dies muss sich in doppelter Hinsicht zeigen, und namentlich bei kapitalistisch entwickelten Nationen, die das Geld in grossem Maß ersetzen, einerseits durch Kredit-Operationen, andrerseits durch Kreditgeld. In Zeiten der Klemme, wo der Kredit einschrumpft oder ganz aufhört, tritt plötzlich Geld als einziges Zahlungsmittel und wahres Dasein des Werts absolut den Waren gegenüber. Daher die allgemeine Entwertung der Waren, die Schwierigkeit, ja die Unmöglichkeit, sie in Geld zu verwandeln.
Solange die Produktion flüssig, wird dies vergessen. Der Kredit, als ebenfalls gesellschaftliche Form des Reichtums, verdrängt das Geld und usurpiert seine Stelle. Es ist das Vertrauen in den gesellschaftlichen Charakter der Produktion, welches die Geldform der Produkte als etwas nur Verschwindendes und Ideales, als blosse Vorstellung erscheinen lässt. Aber sobald der Kredit erschüttert wird – und diese Phase tritt immer notwendig ein im Zyklus der modernen Industrie -, soll nun aller reale Reichtum wirklich und plötzlich in Geld verwandelt werden.
Die Geldkrise ist ein Moment der allgemeinen Produktions-und Handelskrisen der auf dem Kapitalverhältnis beruhenden Produktionsweise.
Hier tritt dann zutage, dass der ganze gesellschaftliche Produktions- und Repoduktionsprozess eingefangen ist im Wert und dem Geld als der Inkarnation der gesellschaftlich Arbeit, dem Geld als die Arbeitszeit als allgemeine Ware. Das der gesellschaftliche Charakter der Produktion nicht vorausgesetzt ist, sondern sich erst im nachhinein einstellt oder auch nicht. Im letzteren Fall ist dann Krise.
Deshalb geht es nicht um diese oder jene Form des Geldes, wo die eine angeblich besser sein soll als die andere, sondern um seine Abschaffung durch die direkte Arbeitszeitmesseung auf Boden gemeinsamer Produktion nach Plan.
klaus
assoziation.info Juli '11